Ortsvereinsvorsitzender kritisiert städtische "Großmannssucht"

Veröffentlicht am 20.08.2015 in Ortsverein

Provisorische Kinderkrippe in der Schrannenstraße

Am 13. Juni fand der Parteitag des SPD-Unterbezirks Ostallgäu im Gasthaus Eichel in Buchloe statt. In seinem Grußwort an die Delegierten aus den südlichen Nachbarstädten und -gemeinden gab der Vorsitzende der Buchloer SPD, Bernd Gramlich, einen Überblick über die städtebauliche Entwicklung der letzten Jahre in Buchloe. Er lobte dabei die Gestaltung, kritisierte jedoch die Menge und die Kosten der getätigten Bauinvestitionen.

Besonderes Schockerlebnis für die Zuhörer war, als Bernd nach vielen schönen Bildern von fertigen oder im Bau befindlichen Großprojekten ein Foto der provisorischen Kinderkrippe in den Containern in der Schrannenstraße zeigte. Er forderte dabei mehr vorausschauende Investitionen in die Sozialinfrastruktur statt teurer Baudenkmäler in Buchloe.

Fachmarktzentrum Neue Mitte

Bernd begann seinen Vortrag mit einem Bild des Fachmarktzentrums "Neue Mitte", das überwiegend in privater Investition entstanden ist und mittlerweile gut von der Bevölkerung angenommen wird.

Kreisverkehr 'Stricknadel'

Danach zeigte er die beiden neuen innerstädtischen Kreisverkehre in Buchloe, die von der Bevölkerung in ironischer Distanz "Buchstabensalat" und "Stricknadel" genannt werden. Er erzählte, wie die "Stricknadel" sich verbog, als Buchloer Bürgerinnen und Bürger anläßlich der Siegesfeier zur Fußballweltmeisterschaft 2014 auf ihr saßen, und wie sie anschließend teuer restauriert werden musste.

Feuerwehrhaus

Am optisch gelungenen Feuerwehrhaus, dem neuen leuchtturmartigen Wahrzeichen Buchloes an der Autobahn, kritisierte Bernd, dass seine großzügigen Innenmaße für längst ausgemusterte, alte Einsatzfahrzeuge bemessen sind. Als Heimat des neuen Einsatzfuhrparks beherbergt das Feuerwehrhaus vor allem viel "lichtdurchfluteten, architektonisch wertvollen Raum".

Bahnhofsneubau

Dem neuen Bahnhofsgebäude konnte Bernd gar nichts abgewinnen. Durchreisende haben in Buchloe dank der gut getakteten Züge viel zu wenig Aufenthalt, um überhaupt das Gebäude nutzen zu können. Eine Wartehalle für die Pendler aus Buchloe und Umgebung hätte darum genügt. Das weiß auch die Deutsche Bahn, die sich den millionenteuren Neubau überwiegend von der Stadt Buchloe hat finanzieren lassen. Zukunft prophezeite Bernd einzig dem geplanten Schnellrestaurant. Alle anderen geplanten Läden im Bahnhof würden sich bald am Einzelhandelssterben in der Stadt beteiligen, weil die städtische Kaufkraft für einen derart großen Bahnhof nicht ausreiche.

Angesicht der vielen schönen, aber teuren Großprojekte schlussfolgerte Bernd, dass der Stadt im Jahr 2014 die Finanzplanung "auf die Füße gefallen" sei, als sich herausstellte, dass eine neue Kindertagesstätte benötigt würde. Der Bedarf war voraussehbar gewesen, weil viele junge Familien nach Buchloe ziehen. Die Stadt hatte aber ihre Augen so lange verschlossen, bis es zu spät war. Die eilig errichtete provisorische Kindertagesstätte in Containern sei ein Schandfleck für Buchloe. "Sogar unsere Asylbewerber bringen wir besser unter als unsere Kinder", schimpfte Bernd.

Mit einer Neuverschuldung von etwa 6 Millionen Euro im Jahr 2015 sei ein grundlegendes Umdenken im städtischen Finanzgebahren nötig. Buchloe ist wohlhabend und wird die Schulden zurückzahlen können. Dennoch sei es für die Zukunft besser, wenn zuerst in die Sozialinfrastruktur investiert werde, bevor teure Baudenkmäler errichtet würden.