Kranzniederlegung in Steinholz

Veröffentlicht am 28.01.2020 in Ortsverein

Gedenkstein in Steinholz

Am 26.01. legte die SPD Buchloe einen Kranz auf dem jüdischen Friedhof in Steinholz nieder. Weitere Mitglieder der SPD aus dem Ostallgäu und Kaufbeuren sowie etliche Gäste aus Buchloe nahmen an der Gedenkveranstaltung teil. Gedenkredner waren der Buchloer Bürgermeisterkandidat Bernd Gramlich, die Landratskandidatin Ilona Deckwerth aus Füssen sowie der Kaufbeurer Bürgermeisterkandidat Pascal Lechler.

Erste Gedenkrede in Steinholz

Bernd blickte in seiner Rede auf die Geschichte des Gedenktags und des Gedenkorts zurück. Am 27.01.1945 wurden die Konzentrationslager im polnischen Auschwitz befreit. Seit 1996 ist dieser Tag in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. In Steinholz war eine Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau namens "Riederloh II", die von der SS betrieben wurde. Mehr als tausend überwiegend jüdische Gefangene wurden im Spätsommer 1944 nicht aus Dachau selbst, sondern aus Auschwitz und anderen Konzentrationslagern in Polen und Ungarn hierher verlegt, um Zwangsarbeit für die in Kaufbeuren ansässige Munitionsfabrik "Dynamit AG" zu leisten. Die Arbeitsbedingungen waren von vornherein darauf ausgelegt, die Lagerinsassen zu töten. Unmenschliche Arbeitszeiten, Unterernährung und Gewalt vernichteten das Leben von 472 Menschen, die in Steinholz begraben sind, und fügten den etwa 800 Überlebenden unsägliches Leid zu.

Ilona erinnerte anschließend daran, dass das Konzentrationslager Dachau das erste in Deutschland war und dass es sich ursprünglich nicht gegen die jüdische Bevölkerung richtete, sondern gegen politische Gegner und Unliebsame des nationalsozialistischen Regimes: Gewerkschaftler, Sozialdemokraten, Kommunisten, emanzipierte Frauen, Homosexuelle und Menschen mit Behinderungen. Die systematische Internierung der jüdischen Bevölkerung kam erst ab 1938 hinzu und gab den Greueln der Konzentrationslager eine gigantische Dimension. Beängstigend war, mit welcher bürokratischen Effizienz und welcher Grausamkeit die Lager betrieben wurden, auch und gerade das Lager "Riederloh II" in Steinholz.

Gedenkkranz

Pascal schließlich mahnte in seiner Rede, dass nur Menschen, die die Vergangenheit kennen, in der Gegenwart und Zukunft richtig handeln können. Er rief zur Wachsamkeit auf, damit nicht wieder wie zu Beginn der 1930er Jahre menschenverachtende Parolen politisch salonfähig werden, die damals dem Unrechtsregime der Nationalsozialisten den Weg zur Macht ebneten. Anzeichen der Verrohung sieht Pascal in den Angriffen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte, im Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und im versuchten Mordanschlag auf die Synagoge in Halle. Er rief die Gesellschaft dazu auf, gegen Intoleranz und Antisemitismus aufzustehen und überzeugt an den demokratischen Grundwerten festzuhalten.

Die SPD Buchloe wird auch in den kommenden Jahren an ihrer Tradition der Kranzniederlegung auf den KZ-Friedhöfen der Umgebung festhalten, um damit allen Opfern des nationalsozialistischen Terrors ein Stück des Mitgefühls, der Mitmenschlichkeit und der persönlichen Würde zurückzugeben, die ihnen einst von den Nazis geraubt wurden.