Kranzniederlegung in Erpfting

Veröffentlicht am 27.01.2019 in Ortsverein

Gedenkstein in Erpfting

Am 27.01. legte die SPD Buchloe einen Kranz auf dem jüdischen Friedhof in Erpfting nieder. Weitere Mitglieder der SPD aus dem Ostallgäu sowie etliche Gäste aus Landsberg und Umgebung, insgesamt etwa fünfundzwanzig Personen, nahmen an der Gedenkveranstaltung teil. Prominente Gäste waren der Füssener Europakandidat Daniel Schreiner sowie der ehemalige Standortälteste der Bundeswehr, Oberst a. D. Klaus Schuster. Zweiter Gedenkredner war der Ortsvereinsvorsitzende Bernd Gramlich aus Buchloe.

Im Vorfeld stellte sich heraus, dass die Kranzniederlegung mit einer Gedenkstunde der Bürgervereinigung zur Erforschung der Landsberger Zeitgeschichte am selben Ort zusammenfiel. Die SPD Buchloe und die Bürgervereinigung schlossen sich daher zum gemeinsamen Gedenken zusammen. Der Geschäftsführer der Bürgervereinigung, Tyll-Patrick Albrecht aus Denklingen, hielt die Eröffnungsrede, in der er die Notwendigkeit einer positiven Erinnerungskultur in einer Zeit des Vergessens und Verdrängens betonte.

Bernd blickte anschließend auf die Geschichte des Gedenktags und des Gedenkorts zurück. Am 27.01.1945 wurden die Konzentrationslager im polnischen Auschwitz befreit. Seit 1996 ist dieser Tag in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. In Erpfting befand sich das Außenlager VII des Konzentrationslagers Kaufering, in dem Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus ganz Europa unter unmenschlichsten Bedingungen Militärflugzeuge bauten. Die meisten von ihnen starben an den Strapazen. Das Außenlager wurde seit 1985 zur Europäischen Holocaustgedenkstätte restauriert. Finanziert wurde die Gedenkstätte vom Buchloer Unternehmer und SPD-Mitglied Alexander Moksel, der selbst in jungen Jahren die Greuel der Konzentrationslager in Polen erfahren hatte. Die Kranzniederlegung fand jedoch nicht an der Gedenkstätte, sondern auf dem abseits davon gelegenen jüdischen Friedhof statt, auf dem etwa 2000 Opfer des nationalsozialistischen Terrors begraben sind.

Daniel Schreiner verglich anschließend in seiner Rede den europäischen Antisemitismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, der zur Machtergreifung der Nationalsozialisten und zur Massentötung jüdischer Menschen in den Konzentrationslagern führte, mit den politischen Entwicklungen unserer Tage. Er prangerte an, dass damals wie heute Rechtsextremisten und sogar Teile des gebildeten Bürgertums zum Hass gegen Menschen anderer Religion und anderer Nationalität aufstacheln, sie ausgrenzen und ihnen die Wohn- und Bürgerrechte aberkennen wollen. Besonders erschreckend sei, wenn eine Gedenkstunde an den Holocaust, wie sie am 23.01. im Bayerischen Landtag stattfand, aus politischen Gründen in einem Eklat münde. Daniel ermahnte darum alle Bürgerinnen und Bürger, sich von der Menschenverachtung des Rechtsextremismus zu distanzieren und sich zur Demokratie und zu den Menschenrechten zu bekennen, damit auf deutschem Boden nie wieder Terror gegen Andersgläubige und Minderheiten ausgeübt werde.

Gruppenbild #WeRemember in Erpfting

Nach den Gedenkreden und der Kranzniederlegung rief Stephan Albrecht von der Bürgervereinigung die Anwesenden dazu auf, sich symbolisch zur internationalen Solidarität mit den Opfern des Holocaust zu bekennen. Er verteilte dazu kleine Zettel mit dem vom Jüdischen Weltkongress empfohlenen Hashtag #WeRemember, die die Anwesenden beim abschließenden Gruppenphoto in die Kamera hielten.

Die SPD Buchloe und die Bürgervereinigung Landsberg vereinbarten unmittelbar nach der Trauerstunde, dass sie auch in den kommenden Jahren beim Gedenken an die NS-Opfer zusammenarbeiten werden. Ziel sei es, die Kranzniederlegung jedes Jahr auf einem anderen der vielen KZ-Friedhöfe um Kaufering herum vorzunehmen, damit allen Opfern des nationalsozialistischen Terrors ein Stück des Mitgefühls, der Mitmenschlichkeit und der persönlichen Würde zurückgegeben werde, die ihnen einst von den Nazis geraubt wurden.