Rentendebatte am SPD-Stammtisch

Veröffentlicht am 12.06.2014 in Ortsverein

Der von Michael Schreiber angestoßene neue Stammtisch der Buchloer SPD war beim Auftakt am 4. Juni ein großer Erfolg. Michael moderierte den Abend, indem er Schritt für Schritt das Rentenpaket der Bundesregierung vorstellte, um dann jeweils den Anwesenden Raum für Nachfragen, Informationsaustausch und angeregte Debatten zu lassen.

Dabei stellte sich heraus, dass das Thema Rente die einzelnen Altersgruppen unterschiedlich elektrisiert. Wer bereits in Rente ist oder kurz davor steht, schaut der Rentendebatte weitgehend entspannt zu. Die mittlere Generation reagiert hingegen mit Besorgnis, die Jugend sogar mit Entsetzen auf das Thema. Das deutet darauf hin, dass es der Politik bei weitem nicht gelungen ist, in der Bevölkerung Zuversicht beim Blick auf die eigene Rente zu verbreiten.

Lohnend war der Stammtisch insofern, als es uns gelungen ist, tiefer als die Tagesberichterstattung der Medien in das Wesen des Rentenpakets der Bundesregierung einzudringen. So wurde uns bewusst, dass hinter der Formel "Rente ab 63" kein auf alle Zeiten festes Versprechen steht, dass man nach 45 Beitragsjahren sofort abschlagsfrei in Rente gehen darf. Auch diese Altersgrenze wird im Rahmen der allgemeinen Verschiebung des Rentenbeginns nach und nach erhöht werden, so dass wir ab 2022 von einer Rente ab 64 und ab 2029 von einer Rente ab 65 sprechen müssen.

Die sogenannte Mütterrente hingegen sorgt teilweise für einen Ausgleich zwischen Vätern und (vor allem) Müttern, die ihre vor 1992 geborenen Kinder erzogen haben. Sie erhalten jetzt nicht mehr ein Drittel, sondern zwei Drittel des Rentenaufschlags, den Mütter von nach 1991 geborenen Kindern bekommen werden. Damit gelingt eine leichte Rentenanhebung zugunsten der älteren Generation.

Auch die Begriffe Erwerbsunfähigkeit, Berufsunfähigkeit, Umschulung und Reha-Leistungen sind uns durch die eingehende Diskussion am Stammtisch klarer geworden. Der Staat bietet hier ein Maßnahmenbündel an, um Härtefälle abzumildern, was durchaus unsere Anerkennung fand.

Nichtsdestoweniger blieb nach dem Stammtisch das Gefühl, dass unser allgemeines Rentenkonzept einer schwierigen Zukunft entgegensieht. Solange es überwiegend beitrags- und nur wenig steuerfinanziert ist, stehen Beamte und Selbständige weitgehend außerhalb des Systems. Dabei muss man als abhängig Beschäftigte(r) heutzutage nicht mehr so sehr mit Neid, als vielmehr mit Mitleid auf die wachsende Zahl der Selbständigen blicken, die oft in prekären Verhältnissen gar nicht in der Lage sind, für ihre eigene Altersversorgung Vorsorge zu treffen.

Das Hauptproblem des beitragsfinanzierten Rente ist und bleibt jedoch die geringe Geburtenrate unserer Wohnbevölkerung. Ohne gezielte Zuwanderung junger Familien aus dem Ausland wird es langfristig nicht gelingen, die deutsche Rentenproblematik sinnvoll zu entschärfen.